Mein Weg in die Freiberuflichkeit (Blogparade)

Über den Blog von Sarah Gebauer auf Ihrer Webseite Tradika habe ich erfahren, dass Sandra Kathe eine Blogparade zur Selbstständigkeit = Freiberuflichkeit initiiert hat. Ihre Fragen in ihrem Beitrag lauten:

An welchem Punkt im Leben habt ihr euch für den freiberuflen Werdegang entschieden und die Festanstellung für den großen Traum aufgegeben? Gab es eine Achterbahnfahrt der Gefühle oder wart ihr euch immer sicher, das Richtige zu tun? Und was ist euer Erfolgsrezept für Freiberufler-Krisenzeiten?

Ich habe mich nie bewusst für die Freiberuflichkeit entschieden, vielmehr bin ich durch all meine Berufsjahre aus zwei Hauptgründen zur Freiberuflerin geworden: zum ersten weil die Branchen, in denen ich mich bewegte und bewege, wenige Festanstellungen anbieten, zum zweiten, weil es sich einfach nicht ergeben hat. Insofern gab es für mich nie eine Achterbahn der Gefühle; ich bin durch die Jahre in die Rolle der Freiberuflerin hineingewachsen.

Mein Berufsleben begann vor fünfzehn Jahren. Diese fünfzehn Jahre kann man in drei Etappen einteilen.

Erste Etappe

Zunächst habe ich fünf Jahre ausschließlich in der beruflichen Bildung und der Erwachsenenbildung für die Spanische Sprache in Dresden und München unterrichtet. In dieser Branche wird man auch heute selten als Lehrer angestellt. So habe ich vom Anfang an verinnerlicht, was es bedeutet, für verschiedene Kunden zu arbeiten, sie aktiv zu suchen und mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Als Lehrerin bin ich der Meinung, dass man wissen muss, was sich auf dem Buchmarkt für die beruflichen und der Erwachsenenbildung bewegt. So habe ich sehr viele Veranstaltungen für Dozenten besucht und den deutschen Verlagsmarkt für Lehrmaterialien detailliert kennengelernt. Daraus ergab sich für mich ein neues Ziel: als Verlagsautorin bzw. für einen Verlag zu arbeiten. Und ich hatte das Glück des Tüchtigen ‒ am Ende der ersten Etappe arbeitete ich als Volontärin für einen Fremdsprachenverlag im Münchner Umland.

Zweite Etappe

Die Verlagsarbeit bedeutete Lektorat, Projektmanagement, Verlagsprogramme, Kataloge, Erstellung von Glossaren, die verschiedenen Stufen der Buchproduktion vom Manuskript bis zur Imprimatur und vieles mehr. In der Redaktion und in der Zusammenarbeit mit Autoren haben wir die neuesten Erkenntnisse der Didaktik für Fremdsprachen für konkrete Buchprojekte umsetzt. Die verantwortliche Lektorin für die Sprache Spanisch hätte mich gerne weiterhin im Verlag gesehen. Für die Verlagsleitung war aber nicht der richtige Zeitpunkt. Also musste ich am Ende des Volontariats den Verlag verlassen, mit vielen Erfahrungen und Kontakten reicher.

Das Unterrichten hatte ich nicht ganz aufgegeben, aber mit einem Auftragsgeber dem Instituto Cervantes in München reduziert. Nach dem Ende des Volontariats ging ich die Freiberuflichkeit mit einer Existenzgründung professionell an, baute meine Webseite auf, und übernahm erste Aufträge als Lektorin und Übersetzerin für die Sprachkombinationen Deutsch-Spanisch und Deutsch-Katalanisch. Die gewonnenen Erfahrungen aus der Verlagsarbeit waren und sind für die freiberufliche Tätigkeit ein Fundus aus dem ich schöpfen konnte. Auch am Ende dieser Etappe ergab sich eine (befristete) Festanstellung, in einem anderen Fremdsprachenverlag in München. Das große Projekt in diesem Verlag ‒die Betreuung eines ersten Bandes für Anfänger‒ war sehr spannend. Mit dem Wissen um die Befristung der Festanstellung habe ich natürlich nebenberuflich für meine Kunden weiter gearbeitet.

Dritte Etappe

In diesem letzten Jahr der Festanstellung erblickte unser erster Sohn das Licht der Welt. Damit begann die dritte Etappe, die sich jetzt dem Ende zuneigt: fünf weitere Jahre mit der Konzentration auf Übersetzung und Lektorat und der weiteren Reduzierung des Unterrichtens, in denen mein Mann und ich unseren zweiten Sohn bekommen haben und ich meine Freiberuflichkeit mit der Betreuung unserer Kinder kombiniert habe. In diesen fünf Jahren habe ich jeweils ein Jahr Elternzeit genommen. In der Elternzeit habe ich die freiberufliche Tätigkeit nie vollständig ruhen lassen.

Die Zukunft

Jetzt, da unsere Kinder tagsüber in Kindergarten und Tagesmütterbetreuung ihren Weg gehen, beginnt meine nächste berufliche Phase, als Übersetzerin und Lektorin für die Sprachkombinationen Deutsch-Spanisch und Deutsch-Katalanisch. Als etwas besonderes  kam im Herbst 2013 ein Lehrauftrag Katalanisch, meiner ersten Muttersprache, an der LMU München dazu.

Und die Krisenzeiten?

Krisenzeiten als Freiberuflerin habe ich bis jetzt nicht erlebt. Es ergab sich immer eine Vielzahl von Aufträgen. Ein Auftrag ergab in der Regel den nächsten Auftrag. Krisenzeiten waren bis jetzt so nicht vorhanden, da ich vom Anfang der zweiten Etappe an auf eine Präsenz im Internet gesetzt habe. Nicht nur mit der eigenen Webseite puntoyaparte.de, auch über die Präsenz in beruflichen Portalen und Branchenverzeichnissen sind wertvolle Kontakte entstanden. Aus den Kontakten ergaben sich Aufträge und Empfehlungen für neue Kunden.

Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich höchstens in der Zeit, bevor unsere Kinder geboren wurden, von meiner Arbeit leben konnte. Jetzt arbeite ich in Teilzeit und kann also Umsätze erzielen, die dieser zur Verfügung stehenden Arbeitszeit entsprechen. Eine diffuse  Sorge, wie mein Berufsleben ab jetzt aussehen wird, bleibt immer erhalten. Wichtig ist für mich mit dieser Sorge konstruktiv umzugehen und positiv vorwärts zu blicken. Dazu erarbeite ich immer wieder an Strategien, wie ich vorangehen kann, um die bestehenden Kunden an mich zu binden und neue zu akquirieren.

4 Kommentare zu „Mein Weg in die Freiberuflichkeit (Blogparade)“

  1. Pingback: Zehn Jahre Selbstständigkeit

  2. Pingback: Projektmanagement - Kontaktaufnahme bis Übersetzung - puntoyaparte

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