Exam rules, Lehrer bevor eine Prüfung beginnt

Zweite und dritte Prüfungen als staatlich geprüfte Übersetzerin

Wie sehen die zweite und dritte Prüfungen aus, wenn man staatlich geprüfter Übersetzer werden will?

Eins meiner Ziele vor Jahren war es, die staatliche Prüfung als geprüfte Übersetzerin für Spanisch zu absolvieren.

Natürlich nicht nur um des Titels willens, sondern mit dem übergeordneten Ziel, öffentlich bestellte und beeidigte Übersetzerin für Spanisch, wie man es in Bayern sagt, zu werden.

Im Jahr 2022 war es so weit. In einem früheren Blogartikel habe ich geschrieben, wie es dazu kam, und dazu noch wie die erste Prüfung verlaufen ist.

Die staatlichen Prüfungen als Übersetzer bzw. Dolmetscher sind in Deutschland alle ziemlich ähnlich und werden mittlerweile gegenseitig anerkannt. Ein gemeinsames Merkmal bei allen ist es, dass sie aus drei Prüfungen bestehen.

Und dass sie sich deswegen in die Länge ziehen. Man muss dafür mindestens ein Jahr rechnen.

Die zweite Prüfung

Nach dem Bestehen der ersten Prüfung, die Hausarbeiten (vier längere Übersetzungen in beiden Sprachrichtungen), mussten wir alle nach Frankfurt für zwei Tage Prüfung reisen.

Der Aufsatz und der Test

Am ersten Tag haben wir einen Aufsatz über Landeskunde geschrieben, wofür wir 90 Minuten hatten.

Dieser Aufsatz soll in die für die Kandidaten Fremdsprache geschrieben werden, also für mich Deutsch.

Meine deutsche Kommilitonen aus der Weiterbildung mussten einen Aufsatz auf Spanisch schreiben. Zur Auswahl hatten sie zwei Themen aus Spanien und eins aus Lateinamerika.

Bei mir waren diese drei Themen vorgesehen:

  • Die Herausforderungen der neuen Regierung (gemeint war die Ampelkoalition seit 2021)
  • Was der Staat ausmacht (oder etwas in der Richtung, also Staatslehre)
  • Beschreibung verschiedener Regionen Deutschlands, Geographie, Kultur und sozioökonomische Verhältnisse

Da ich in den letzten Monaten viel über Politik und Wirtschaft gelesen hatte, habe ich das erste Thema gewählt.

Nicht nur das Schreiben per Hand war sehr merkwürdig und ungewohnt, sondern auch die Tatsache, dass man kein Internet zum Recherchieren hatte.

Aber bevor ich begonnen hatte, habe ich mir eine Struktur überlegt und unterschiedliche Themen notiert.

Dann habe ich darauflos geschrieben. Am Ende hatte ich den Eindruck, dass ich vielleicht zu viel geschrieben hätte: Elf Seiten ...

Einer der Prüfer bei der mündlichen Prüfung meinte aber kurz, nachdem sie mir die Endnoten mitgeteilt hatten, dass er von meinem Aufsatz beeindruckt gewesen wäre ... Also Glück gehabt :-)

Nach dem Aufsatz kam ein Multiple-Choice-Text über juristische Sachverhalte. Es waren dreißig Fragen, wofür man eine halbe Stunde hatte.

Ohne eine entsprechende Vorbereitung in Rechtssprache durch Fachbücher (z. B. vom Fachverlag des BDÜ) oder Webinare in dem Bereich ist es sehr schwierig.

Also mein Rat an nicht Juristen: Gut vorbereiten!

Die Übersetzungen

Dieser Teil war der schwierigste überhaupt und wird auch entsprechend am meisten gewichtet.

In der Prüfungsordnung für Übersetzer und Dolmetscher vom Land Hessen wird - außer dem Ablauf der Prüfung und anderen Bestimmungen -, ebenfalls das Bestehen oder nicht Bestehen der Prüfung beschrieben.

Verteilt über den ganzen Tag mussten wir vier Übersetzungen per Hand schreiben:

  • Juristischer Text von der Fremdsprache ins Deutsche. Als ich das Blatt gewendet habe, ist mir die Sprache verschlagen. Es war ein Urteil aus Spanien! Also ein Originaldokument. Wir hatten mit einer etwas leichteren Kost gerechnet, z. B. eine juristische Nachricht oder ein paar Paragraphen eines Vertrags. Gott sei Dank hatte ich meinen Becher dabei :-)
  • Allgemeiner Text vom Deutschen ins Spanische. Das war vergleichsweise ein einfacher Text, obwohl wir dabei kein Wörterbuch verwenden durften. Der Text war eine Beschreibung des Sprachdienstes des Auswärtigen Amtes in Berlin.
  • Fachlicher Text vom Spanischen ins Deutschen. Da ich als Fach Wirtschaft angegeben hatte, ging es dabei um Unternehmensverkäufe von Finanzprodukten und dergleichen.
  • Zweiter fachlicher Text in die umgekehrte Sprachkombination, also dieses Mal ins Spanische. Thema war der deutsche Wohnungsmarkt.

Dann hieß es nach Hause zurückfahren und auf die Ergebnisse warten.

Und wie haben wir gewartet! Geplant waren die mündliche Prüfungen für Dezember 2022, aber sie wurden bis auf Januar 2023 verschoben.

Während dieser Zeit des Wartens stand nicht nur ich ziemlich unter Strom, sondern auch meine Kommilitonen aus der Lerngruppe. Denn einige sind vom Ausland extra dafür eingereist und mussten noch mehr als ich - ich wohne ja im Inland - planen können.

Die dritte Prüfung

Aber am 17. Januar 2023 war es soweit.

Ich bin ein Tag davor nach Darmstadt gereist für nur eine Stunde mündliche Prüfung am Tag darauf.

Aber bitte nicht unterschätzen. Diese letzte Prüfung ist genauso wichtig und man muss sich entsprechend vorbereiten.

Vor allem, wenn man es nicht gewohnt ist, zu dolmetschen. Während der Ausbildung im Jahr 2021 haben wir die Stegreifübersetzung nur drei Mal geübt.

Aus diesem Grund haben wir uns in der Gruppe ein paar Mal per Videokonferenz zusammengetan.

Im Januar habe ich zusätzlich fünf Stunden bei Luisa Callejón gebucht. Sie ist langjährigen beeidigte Übersetzerin und war selbst Prüferin der staatlichen Prüfungen für das Land Berlin.

Und sie bietet auch Beratung oder auch Tranining für die Vorbereitung auf die staatliche Prüfung als geprüfter Übersetzer bzw. Dolmetscher an.

Das sind die Bestandteile der mündlichen Prüfung:

  • Landeskunde: Fragen über die Aktualität eines Landes (es kann jedes sprachischsprachige Land vorkommen) und auch über Deutschland.
  • Wirtschaftstext, Sprachrichtung Spanisch-Deutsch. Man bekommt einen Text und muss vom Blatt übersetzen. Bei mir war ein journalistischer Text über die anhaltende Dürre in Spanien und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen für das Land.
  • Zweite Stegreifübersetzung eines allgemeinen Textes, auch in die Sprachrichtung Spanisch-Deutsch. Ich war so aufgeregt, dass ich mich nicht mehr erinnere, worum es ging. Etwas über Wirtschaft, aber an Konkreteres erinnere ich nicht mehr. Nur etwas ist mir in Erinnerung geblieben: Im Text kam das Wort "entrañas" vor, und ich habe es als "Eingeweide" übersetzt. Es war eine Metapher. Genauso gut hätte ich "im Inneren" oder etwas anderes sagen können. Eine Prüferin hat es am Ende angemerkt, aber es war keine Kritik (hoffentlich) ...
  • Dritte Stegreifübersetzung im Fach Jura, diesmal Deutsch-Spanisch. Es war ein Text über ein Ermittlungsverfahren eines Motorradraubs. Zum Glück war mir die Fachterminologie vertraut und Linksattributionen schon längst meine Freundinnen :-)
  • Kurzes Gespräch über fachliche und sprachliche Sprachmittel. Was braucht man, um als professioneller Übersetzer zu arbeiten? Vom CAT-Tool bis zu Wörterbüchern (online wie offline) bis hin zu Paralelltexten konnte ich einen guten Überblick beschreiben.
  • Konsekutives Dolmetschen. Die Prüfer haben ein Gepräch jeweils auf Deutsch und Spanisch vorgelesen und ich musste zwischendurch jeweils übersetzen. Bei diesem Teil war ich am Schlechtesten. Ich konnte mir nicht alles merken und deswegen habe ich nicht alles vermitteln können. Ich bin halt keine Dolmetscherin :-)

Ergebnis und Urkunde

Das Ergebnis, also die Gesamtnote, wird kurz darauf mitgeteilt.

Ich habe sowohl im schriftlichen sowie im mündlichen Teil eine 2.

Das Gesamtergebnis war also auch eine 2, "gut bestanden".

Danach erstellt die Behörde eine Urkunde, mit der man beim zuständigen Gericht den Antrag auf Beeidigung stellen kann.

Was ich natürlich kurz danach getan habe :-)

Im März 2023 stand ich vor einem Richter am Landgericht I München und ich durfte die schlichte Formel "Ich schwöre" aussprechen.

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