Was alles in einem Lektorat macht

Was macht man in einem Lektorat?

Viele Menschen fragen sich, was ein Lektorat überhaupt ist, was macht man da im Lektorat und was man darunter versteht. Denn es gibt unterschiedliche Arten von Lektorate für verschiedene Branchen. Im zweiten Teil des Artikels zeige ich dir ein paar Beispiele aus einem Lektoratsprojekt von mir für Spanisch.

Was ist ein Lektorat überhaupt?

Es gibt nicht nur das Lektorat, sondern mehrere Lektorate für unterschiedliche Bereiche.

Diese Differenzierung ist wichtig, um zu verstehen, was man bei einem Lektorat macht und anbietet.

Grundsätzlich ist die Aufgabe eines Lektorats, für die Qualität von Texten zu sorgen. Diese Tätigkeit ist sehr umfassend. Beim Lektorat muss man Folgendes machen:

  • Die Rechtschreibung korrigieren
  • Die Grammatik überprüfen
  • Den Ausdruck verbessern oder Vorschläge geben
  • Inhalte überprüfen (Inhaltsverzeichnis, Einheitlichkeit von Namen, Abkürzungen, Begriffe, Fakten usw.)
  • Beim Literaturlektorat überprüfen Lektoren dazu noch zum Beispiel die Spannung der Geschichte

In diesem kurzen Video erklären Maria Engels und David Engels ihre Arbeit als freie Lektoren für Autoren von Krimis, Fantasyromane, Jugendbücher usw. und Selfpublisher:

Was ist ein Lektorat? Kurze Erklärung über die Tätigkeit als Lektorin oder Lektor für Literatur

Wenn du mehr über ein Lektorat für literarische Texte wissen möchtest, oder wie viel kostet so ein Lektorat, wer bietet sie an usw., kannst du gerne die Webseite des Verbands der Freien Lektorinnen und Lektoren besuchen.

Wie viele Arten von Lektorate gibt es und was macht man da?

Nun gibt es, wie gesagt, andere Formen des Lektorierens, die nicht so bekannt sind.

Die Wichtigsten sind diese:

  • Wissenschaftslektorat für wissenschaftliche Publikationen aber auch für Hausarbeiten oder Bacherlor- bzw. Masterarbeiten.
  • Werbelektorat: Hier geht es nicht um die formale Korrektur, sondern um die Prüfung des Textes in Hinblick auf die ausgesuchten Zielgruppe. Eignet sich dieser Text für meine Zielgruppe? Ist die Gestaltung einheitlich? (Fotos, Farben, Logos usw.)
  • Muttersprachliches Lektorat (von Übersetzungen): Dabei geht es, man ahnt es, um die Überprüfung der Richtigkeit des Textes in der Fremdsprache durch jemand, der/die diese Fremdsprache auf muttersprachliches Niveau beherrscht. Dabei müssen es nicht immer Übersetzungen sein, sondern die Autoren haben den Text direkt in die Fremdsprache verfasst, ohne selbst Muttersprachler zu sein.

Was mache ich im Lektorat, wenn ich ein Lektorat mache?

Nach diesen Definitionen kann ich von mir sagen, dass ich für meine Kunden teilweise Wissenschaftslektorat und muttersprachliches Lektorat mache bzw. anbiete.

Oder eine Kombination von beiden.

Auf meiner Präsentationsseite über Lektorat zeige ich dir, welche Textsorten ich normalerweise lektoriere. Und in den Referenzen gibt es konkrete Beispiele.

Und natürlich, ab und zu schreibe ich eigene Blogartikel über einzelne Projekte, wie zum Beispiel dieser über eine Broschüre über Nachhaltigkeit in Lateinamerika. Hier kommt ein weiteres Beispiel.

Case Study aus einem Verlagslektorat

Seit mehr als zehn Jahren mache ich das Lektorat für den bayerischen Stark Verlag, der sich auf Lernmaterialien für das Gymnasium spezialisiert hat und der dabei natürlich Lernmaterialien für Spanisch veröffentlicht.

Abiturband Spanisch

Jedes Jahr gibt dieser Verlag einen Abiturband heraus, womit die Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe für das Abitur des daraufkommenden Jahr vorbereiten können.

Die Autoren sind Gymnasiallehrer mit einem nahezu muttersprachlichen Niveau für Spanisch.

Sie suchen Originaltexte aus Zeitungen oder aus Literatur aus Themen, die durch den Lehrplan des jeweiligen Bundeslandes bestimmt werden, und erarbeiten dann mögliche Aufgabenstellungen sowie die Beispiellösungen.

Was ich lektoriere und was nicht

Da ihr Niveau sehr hoch ist, geht es dabei beispielsweise nicht um Orthografie.

Die Fehler, die sie machen, sind viel subtiler. Alles, was sie schreiben, ist vollkommen verständlich und ist normalerweise grammatikalisch korrekt.

Manchmal liegt der Fehler eher im Register der Sprache oder in der Wahl eines Wortes, das im Zusammenhang semantisch nicht ganz passt, auch wenn der Sinn verständlich ist. Oder manchmal ist die Präposition nicht die richtige, oder sie fehlt.

In diesem kurzen Case Study zeige ich dir fünf Fehler mit den Korrekturen, den ich beim Lektorat gemacht habe, plus jeweils eine Erklärung.

Text auf Spanisch für das Lektorat:
estar consciente.
Korrektur: ser consciente
estar consciente bedeutet beim vollem Bewusstsein sein; ser consciente dagegen sich einer Sache bewusst sein

consciente: ¿ser o estar?

Der Fehler war:

Está consciente de cómo va a ser la vida bajo el nuevo régimen.

Es ging dabei um den Putsch von Pinochet 1973 und den Verlust der demokratischen Freiheiten.

Fehler im Text zum Lektorieren:
Sospecha que el teléfono se interviene.
Korrektur: Sospecha que este teléfono está intervenido.

intervenir: verbo transitivo

Der Fehler war:

Sospecha que este (el teléfono) se interviene.

Fehler für das Lektorat:
quedar obvio.
Korrektur: quedar patente

¿Qué construcción idiomática?

Der Fehler war:

quedar obvio

Fehler im Text zum Lektorieren:
partes de la población.
Richtig ist: sectores de la población

Sector, no parte

Der Fehler war:

partes de la población

Fehler für das Lektorat:
Empieza a dudar su actitud.
Das Verb "dudar" auf Spanisch bedarf aber einer Präposition.
Korrektur: Empieza a dudar de su actitud.

Dudar: con preposición

Der Fehler war:

Empieza a dudar su actitud.

Detektivarbeit: Spurensicherung und Beweis

Wie die Beispiele zeigen muss das Lektorat bei diesen Texten, dessen Urheber ein sehr hohes Niveau haben, sehr behutsam sein. Es ist ehr wie eine Detektivarbeit.

Manchmal lese ich Sätze oder gar ganze Absätze zweimal oder mehr. Ich habe zwar alles verstanden, aber doch ist etwas Komisches drin.

Außerdem muss ich die Fehler, die ich gefunden habe, auch beweisen können.

Nach der Korrektur, oder währenddessen, suche ich nach Quellen, die meine Vermutung belegen. Habe ich etwas gefunden, was meine Spurensuche bestätigt, erkläre ich es der Redakteurin in einem Kommentar, zusätzlich zur Korrektur.

Lust auf mehr?

Dann folge mir auf LinkedIn, wo ich regelmäßig kleinere Beiträge über meinen Berufsalltag oder über das, was ich gerade lerne teile.

Sehen wir uns dort? :-)

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