Ein Jahr Weiterbildung

Meine Blogpause ist bald zu Ende, und hier erkläre ich noch einmal, was ich stattdessen gemacht habe.

Ich bin eine Quereinsteigerin. Seit ich in jungen Jahren nach Deutschland gekommen bin, habe ich mir meine Arbeit selbst gesucht. Ich war Dozentin für Spanisch, dann Volontärin eines Fachverlages, von dort aus Lektorin für Spanisch und Autorin für Lernmaterialien ‒ und irgendwann landete ich als Übersetzerin.

Das Übersetzen wurde durch die Jahre immer wichtiger und ich habe stets in kleinere Weiterbildungen investiert, und dabei vor allem die Angebote des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer genutzt. Aber die Tatsache, dass ich keine direkte Ausbildung besitze (obwohl Philologin) blieb immer mein Stachel im Fleisch bzw. wie wir es im Spanischen ausdrücken: la espinilla. Aber es gibt einen weiteren Grund für eine Weiterbildung bzw. Ausbildung als Übersetzerin.

Voraussetzung für die Beeidigung

Bis jetzt kann ich als Übersetzerin arbeiten, weil der Beruf in Deutschland nicht geschützt ist. Aber eines kann ich nicht anbieten: beeidigte Übersetzungen, also Übersetzungen für Behörden, Gerichte, die Polizei oder Notare. Dafür muss man eine staatliche Prüfung ablegen und natürlich bestehen. Mein langfristiges Ziel mit der Weiterbildung ist also, mich öffentlich bestellen und beeidigen lassen zu können.

Das Angebot ‒ die Entscheidung

WeiterbildungLeider konnte ich all die Jahre nicht wieder neben der Arbeit und Familie die Schulbank drücken, um mich für diese anspruchsvolle Prüfung vorzubereiten. In München gibt es zwei Schulen, die das anbieten, aber leider nur in Präsenzunterricht.

Im Jahr 2020 kam, wie alle wissen, der große Schnitt mit der Pandemie und mir begegnete das Angebot der Übersetzer- und Dolmescherschule Köln. Ich nahm an einer Vorstellungsveranstaltung über Inhalt und Umfang der Ausbildung und der Möglichkeit der Prüfung teil und zögerte nicht lang, mich zu bewerben.

Die Schule bietet eine einjährige Ausbildung in einer Sprachkombination für eine bestimmte Zahl von Sprachen (darunter Englisch, Französisch und Spanisch). Bei den staatlichen Berufsschulen oder an Hochschulen belegt man dagegen zwei Fremdsprachen, zwei Sprachkombinationen. Wir haben uns auf die Sprachen Spanisch und Deutsch konzentriert.

Innerhalb der Weiterbildung mussten von mir diese Fächer bewältigt werden:

  • Jura: eine Doppelstunde die Woche
  • Wirtschaft: ebenfalls eine Doppelstunde die Woche
  • Grammatik Deutsch sowie Landeskunde Deutschland: über sechs Monate jeweils eine Doppelstunde die Woche
  • Grammatik Spanisch sowie Landeskunde Spanien: ebenfalls über sechs Monate jeweils eine Doppelstunde die Woche
  • Übersetzung Spanisch-Deutsch: zwei Doppelstunden die Woche
  • Übersetzung Deutsch-Spanisch: zwei Doppelstunden die Woche

Verteilt über die gesamte Woche hatten wir also ein Jahr lang, vom Januar 2021 bis Januar 2022, Montags, Mittwochs und Donnerstags abends sowie Samstagsvormittags Unterricht. Es war ziemlich sportlich, aber es ging. Wir haben uns alle in der Gruppe daran gehalten.

Insgesamt war der Aufwand aber größer, weil wir jede Woche vier Texte übersetzen mussten und ich bei Jura auch einige Bücher gelesen habe. Wir haben gemeinsam zwei Glossare in Wirtschaft und Jura angelegt, besonders intensiv in den ersten Monaten, später nur noch sporadisch. Mit der Vorbereitung der Texte hatten wir schon genug zu tun.

Übersetzerprüfungen

Jetzt, im Februar 2022, ist die Weiterbildung zu Ende. Nun beginnt die Arbeit..

Wir Teilnehmer:innen haben uns in Arbeitsgruppen organisiert, um weiterhin das Übersetzen zu üben. Das mache ich schon in der Sprachkombination Deutsch-Spanisch beruflich, aber in der umgekehrte Richtung nicht. Die Texte können wir noch eine Zeit lang von der Schule bekommen oder von anderen Teilnehmer:innen, die mitten im Jahr 2021 begonnen haben und noch ein paar Monate weitermachen müssen.

Zum weiteren gilt es natürlich sich für einige wichtige Fächer vorzubereiten: Jura, Wirtschaft und Landeskunde. Dafür werde ich einige Bücher des BDÜ noch einmal durchlesen und durcharbeiten.

Und natürlich die Anmeldung zur Prüfung selbst. Wir haben Zeit bis zum 1. Mai 2022.

Prüfungsablauf

Und dann werden die Prüfungen an sich beginnen. Sie bestehen aus den folgenden Teilen

  • Hausarbeiten: Vier längere Texte in beide Sprachrichtungen übersetzen (allgemein und fachlich)
  • Klausuren:
    1. Aufsatz in der nicht muttersprachlichen Sprach über ein landeskundliches Thema
    2. Multiple-Choice-Test zu juristischen Sachverhalten
    3. Übersetzung vier weiterer, kürzerer Texte mit Hilfe eines Wörterbuches (und per Hand)
    4. Mündliche Prüfungen

Aber darüber werde ich näher berichten, wenn ich das alles überstanden habe.

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